Erzähl- und Schreibwerkstätten im Freien

Erzähl- und Schreibwerkstätten im Freien

Klimafolgen und Artensterben – warum wir draußen Antworten für ein neues Gespräch mit der Erde finden

Nach zwei Jahrzehnten im Umweltjournalismus und 15 Jahren in der Beobachtung, Lehre und Forschung zu Umweltkommunikation und Klimajournalismus tritt klar hervor, dass wir ein neues Gespräch mit der Erde und ihren Wesen brauchen, wenn wir Artensterben und Klimanotstand angemessen verstehen und dann kommunizieren wollen – Grundlage dafür sind experimentelle Seminar-Formate und Schreibwerkstätten für Zielgruppen wie Journalist:innen, NGO, Forschende oder Kommunen, die ganz oder teilweise draußen stattfinden, um die Weltveränderung mit Hand, Herz und Kopf zu erfahren. Ohne die Verknüpfung dieser Ebenen wird das neue Gespräch kaum gelingen. Daher entwickele und lehre ich besondere Outdoor-Angebote.

Es geht mir um eine naturgerechte, empathische Satz- und Wortwahl, eine „Sprache der Verbundenheit“. Im Zentrum stehen aber auch natürliche Intuition und Kreativität, Landschaftsvertrauen, Artenvielfalt und insgesamt die Schulung eines ganzheitlichen Weltverständnisses. Dazu arbeite ich an der Hochschule, u.a. mit Feldstudien zu Klima-Narrativen und Wildnisdiskursen der skandinavischen Samen. Als Dozent, Wildnispädagoge und Wissenschaftler inspirieren mich Theorien zu einem neuen Mensch-Natur-Verhältnis wie die Gaia-Prämisse (Bruno Latour) und indigene Sichtweisen.

In meiner Arbeits- und Lebenspraxis spielen Kräutersammeln, Fischerei, Spuren lesen und andere Arten des Naturhandwerks eine größere Rolle. Grundlage dafür sind u.a. eine Kräuterausbildung bei Daniela Wollf in Hamburg, Kurse zu Zeit und Kontemplation bei Claus Eurich, eine Jahresausbildung in der Wildnispädagogik bei der Wildnisschule Weltenwandler im Taunus (2020/21) und ein mehrmonatiges Programm (online/draußen) „Living Waters“ zu Flüssen (ganzheitliche Naturpraxis) am Schumacher College/Oxford, 2022.

Übersicht

# „Poetische Wälder“ – Workshop zur Ökologie der Sprache. Kurs für die „Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft“ an der FH Eberswalde. Forstbotanischer Garten. 14.6.2023.

In diesem Freiluft-Workshop üben wir eine Sprache der Verbundenheit und tauchen in das literarisch-journalistische Genre des „nature writing“ ein. Wir erkunden ökologische Entfremdungen in der Alltagssprache und fragen danach, welche Metaphern, Wörter und Sätze mehr Miteinander, Schönheit und Genauigkeit im Gespräch über und mit der Erde zulassen. Prof. Dr. Torsten Schäfer, Umweltjournalist und Wildnispädagoge, führt mit einer Lesung poetischer Wald- und Wassertexte (u.a. aus seinem Buch „Wasserpfade“) in diese ganzheitliche Perspektive auf unsere Mitwelt ein. Mit Satzspielen und Wortsuchen, u.a. aus indigenen Traditionen, eröffnet sich schrittweise ein neuer ökologischer Sprachraum, der die Trennung zur Natur überwindet und eine Geschwisterlichkeit aller Lebewesen in Aussicht stellt.

# Schreibwerkstatt im Auwald, am Umweltbildungszentrum UBZ, Kühkopf/Altrhein, 23/24.3. 2023 – Presseteam der GLS-Bank.

# Schreibwerkstatt im Auwald, am Umweltbildungszentrum UBZ, Kühkopf/Altrhein, 9.12. 2023 – im Rahmen der Lehre im BA Onlinejournalismus an der Hochschule Darmstadt.

# Halbtages-Kurs am Darmstädter Oberfeld, dem Waldkunstpfad und im Dieburger Wald – im Rahmen der Lehre im BA Onlinejournalismus an der Hochschule Darmstadt. 2018-2022

# Flusswanderungen und Reporterwerkstatt an der Modau – zwölf wasserpädagogische Vormittags-Kurse für die Grundschule Nieder-Ramstadt, 2022/2023

# Natürliche Sprache, blühende Worte – eine Schreibwerkstatt entlang des Flusses „Tegeler Fließ“ (Berlin) für junge Berliner Autor:innen, 11.10.2022 – Berliner Senat für Umwelt.

# Nature Writing-Workshop (drei Stunden) im Botanischen Garten von Graz mit Studierenden der FH Joanneum, 17.5.2021

# Leitung von Flussmeditationen entlang der Modau mit der Buddhistischen Gruppe KTT Darmstadt, ab 2022

# Leitung und Lesungen (mit der Germanistin und Sängerin Dr. Ute Promies): Drei literarische Flusswanderungen entlang der Modau in Darmstadt/Eberstadt für das Literaturhaus Vahle, Darmstadt, 2021/22

# Individuelles Sprachcoaching im Wald und am Fluss, Mühltal/Trautheim – Zweitages-Kurs für Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND Deutschland, 11/12.9.2020.

Bild: BUND

„Ich habe mit Torsten Schäfer eine Schreibwanderung durch Wälder und am Flussufer entlang gemacht. Dabei haben wir im Gespräch Grundlagen zu Natur, Sprache und Politik gelegt, viele Dinge vertieft und über meine eigene Sprache im beruflichen Kontext gesprochen. Darüber, wo ich sie wie einsetze und noch einsetzen kann – und sie auch verändern kann mit dem Ziel, dass sie verständlich, genau, ohne unnötigen Ballast ist. Aber auch mal mitreißend und motivierend, je nach Situation, Zielgruppe und Kontext. Wir haben Video-Interviews analysiert, die ich gegeben habe, Pressemitteilungen diskutiert und umgeschrieben und immer wieder kleine Übungen draußen gemacht, worauf der ganze Ansatz baut: Eine natürliche Sprache zu üben dort, wo das am besten geht: in der Natur. Ich habe vor einer alten Eiche ganz frei geschrieben, an einem Wasserfall Verben mit Wasserbezug gesucht und durfte immer wieder Synonyme suchen für Begriffe wie Klimawandel oder Nachhaltigkeit. Diese Übungen, zusammen mit den Impulsen von und Gesprächen mit Torsten, der seine ganze Expertise und Schreiberfahrung in dieses Coaching gelegt hat, haben mir sehr viel gebracht und meinen eigenen Umgang mit Sprache in meinem Beruf verändert. Und meine Reflexion über Sprache, die ich als Vorsitzender einer großen NGO ja sehr gezielt und mit Bedacht einsetzen muss.“

# Tageswerkstatt im natürlichen Schreiben für Schüler:innen der Poesieklasse der Lichtenbergschule/Darmstadt, 7.5.2019

# Schreib-Kunst-Fortbildung im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, Kreativwerkstatt für Schüler:innen und Lehrer:innen der Lichtenbergschule/Darmstadt, 24.05.2018.

# Vier nature writing-Workshops (je drei Stunden) mit der Lyrikerin Helen Mort für den British Council, Zielgruppe: Junge Schriftsteller:innen. 6./7.6.2018, Eine Welt-Haus, München. Danach dreimonatiges Text- und Sprach-Coaching von sechs jungen Autor:innen (drei englisch, drei deutsch) im Rahmen des Stipendiums „Writers by nature“.

Tageskurs für Studierende im natürlichen Schreiben (u.a. am Moselufer, Wald) bei der Summer School „Naturphilosophie nach dem Ende der Natur?“ des Instituts für Philosophie an der Cusanus Hochschule für Philosophie und Ökonomie in Bernkastel-Kues, 2/3.5. 2018.